20.05.2025

Deutscher Fachwerkpreis 2025 - Anerkennung für Dornstetter Fachwerkgebäude

Präambel zur Preisverleihung von Prof. Dipl.-Ing. Manfred Gerner

Das schindelverkleidete 1791 errichtete Fachwerkhaus erhielt beim Fachwerkpreis 2025 eine Anerkennung.
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Das schindelverkleidete 1791 errichtete Fachwerkhaus erhielt beim Fachwerkpreis 2025 eine Anerkennung.

von Prof. Dipl.-Ing. Manfred Gerner

Präambel zur Preisverleihung

Herzlich willkommen zur Preisverleihung des Deutschen Fachwerkpreises 2025, seit 2000 die 6. Preisverleihung. Wir freuen uns über die besonders hohe Qualität der eingereichten Arbeiten und das hohe Niveau der Fachwerksanierungen.

Es gab 25 Städte, die Interesse mit einem konkreten Projekt zeigten, 19 Beiträge wurden eingereicht und wir haben heute das Vergnügen, 15 Beiträge über Deutschland verteilt auszuzeichnen, 6 davon im Bereich der öffentlichen Hand und 9 von privaten Eigentümern. Wegen des in diesem Wettbewerbsverfahren neuen Verhältnisses mit relativ vielen Beiträgen der öffentlichen Hand haben wir zwei Preiskategorien gebildet: Die erste für die „Öffentliche Hand“ und die zweite für „Private Eigentümer“.
Im Ergebnis zeigt der Deutsche Fachwerkpreis 2025, dass Fachwerk in Form vieler sanierter und zeitgemäß ausgestatteter Fachwerkgebäude zu einer neuen Lebensart geworden ist, zum lifestyle FachWerk.

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Die eingereichten Wettbewerbsbeiträge wurden vorgeprüft und dazu die Objekte, bis auf zwei Ausnahmen, in Ortsbesichtigungen eingehend in Augenschein genommen. Wir hätten zahlreiche erste Preise vergeben können oder müssen und so hatte die Jury bei der Bewertung eine schwere Aufgabe. 

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Wir haben auf Empfehlung der Jury das Preisvolumen vergrößert, sodass wir heute für die Preisträger aus dem Kreis der Kommunen und „Öffentlichen Hand“ drei Auszeichnungen und drei Preise verleihen können und für die „Privaten Eigentümer“ vier Anerkennungen, drei dritte Preise mit jeweils 1.000 €, einen zweiten Preis mit 2.000 € und einen ersten Preis mit 3.000 € dotiert, verleihen werden.

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Anerkennung - Dornstetten, Alte Poststraße 41

Laudatio

Dornstetten ist nicht nur mit der ersten urkundlichen Erwähnung im Jahre 767 eine sehr alte Stadt und nicht nur eine Stadt mit vielen Märkten wie dem Ostermontagsmarkt, sondern auch die Stadt des Rundfachwerks. Diese seltene Art eines kunstvollen, von den Zimmerleuten erarbeiteten Fachwerkschmucks ist – überhaupt nur selten – in keiner anderen Stadt so ausgeprägt wie in der früheren württembergischen Oberamtsstadt Dornstetten. 

An der Alten Poststraße 41 am Stadteingang von Dornstetten liegt das gewaltige landschaftsprägende schindelverkleidete 1791 errichtete Fachwerkhaus mit Scheune eines ehemaligen großen landwirtschaftlichen Hofes. Die Dimensionen sind beeindruckend: Die Giebelbreite beträgt über 15 Meter, die Länge von Haus und Scheune über 23 Meter. Die Balken der Balkenlage über dem ersten Obergeschoss haben Querschnitte bis 35 x 35 cm und sind über 15 Meter lang und die Dachpfetten reichen über die Gesamtlänge des Gebäudes von 23 Metern. Über dem Keller erheben sich zwei Vollgeschosse, darüber drei Dachgeschosse. Durch die Höherlegung des Straßenniveaus wird die Bauhöhe erst beim zweiten Blick richtig erfasst.

Die Sanierung des Wohnteils vom Haupthaus ist fertiggestellt. Im Zuge der Umnutzung soll der Gewölbekeller einer gastronomischen Einrichtung dienen, während die Scheunentenne ein Eventbetrieb werden soll.

Die gesamten Sanierungsmaßnahmen wurden mit den Denkmalschutzbehörden einvernehmlich abgestimmt, ausdrücklich auch die drei gut eingepassten Dachflächenfenster. Insgesamt wurde soviel wie möglich an Originalsubstanz des alten Bauernhauses erhalten, z. B. alle alten Türen einschließlich der Haustür, nur zwei Füllungstüren wurden exakt nachgearbeitet. Die starken Hölzer des Fachwerks und des offenliegenden Teiles der Decken wurden von Hand abgebürstet, kleinere Fehlstellen mit Passstücken repariert und nur wenige Hölzer ausgetauscht. Mit einer 160 mm starken Außendämmung unter dem Schindelschirm und einer im Garten angelegten PV-Anlage sind Energieerzeugung und Wärmeschutz bei sparsamstem Energieverbrauch gut abgestimmt. Insgesamt sind alle Arbeiten in guter handwerklicher Qualität ausgeführt. Mit der Sanierung wurden die gewaltigen Dimensionen des Hauses und des Materials auch im Innern sichtbar und erlebbar gemacht. Die Deckenbalken liegen teilweise frei und ebenso liegen auch Teile der Fachwerkkonstruktion frei und sind so einer behaglichen Wohnatmosphäre förderlich.

Für die sensible, das Denkmal schonende Umnutzung mit einem „KfW-Denkmal 100-Standard“ und die herausragende qualitätvolle Arbeit zur Sanierung des Fachwerkhauses

Alte Poststraße 41

in Dornstetten

und das große Engagement für das Fachwerk

spricht die Arbeitsgemeinschaft Deutsche Fachwerkstädte der

Familie Carolin und Jascha Wetzel

in der Kategorie private Eigentümer eine

Anerkennung aus.