Station 9: Kirchhöfle I Martinskirche

Die Martinskirche, vermutlich um das Jahr 730 entstanden, ist ein geschichtsträchtiger Ort. Die erste urkundliche Erwähnung war im Jahr 1267 durch Heinrich von Fürstenberg.

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Audiobeschreibung:

Wenn Sie nun vor der Kirche stehen, gehen Sie bitte zunächst in das kleine Kirchhöfle rechts von ihr. Früher befand sich hier ein Friedhof - heute können sie die besonders eindrucksvolle Maueranlage mit Zwinger bewundern. Am gegenüberliegenden Hang sehen Sie den Brunnenberg, der die Altstadtbrunnen mit Wasser versorgt. Über so genannte „Teuchelleitungen“, die früher aus Holz waren und heute aus Eisen bestehen, gelangt das Wasser ganz ohne Pumpe auf den Bergsporn. Der Verlauf der Rohre war früher geheim, damit kein Angreifer bei einer Belagerung die Wasserversorgung zerstören konnte. Wenden wir uns nun der Kirche zu.

Die Martinskirche stammt im Wesentlichen aus der Zeit um 1410. Wenn Sie nun zum Vordereingang der Kirche gehen, kommen Sie an einem kleinen Törchen vorbei, das „Brauttörle“, durch das bei einer Hochzeit die Braut die Kirche betritt. Sie sollte durch den kurzen Gang über den Friedhof an die Endlichkeit des Lebens erinnert werden. Wenn Sie möchten, betreten Sie nun die Kirche und lauschen den Orgelklängen, die der Organist Heinrich Albrecht extra für Sie eingespielt hat.

Benannt ist dieser spätgotische Bau mit seinem 33 Meter hohen Turm, gotischen Schallfenstern und Wasserspeiern nach Bischof Martin von Tours, der als Reitersoldat seinen Mantel teilte, um einem frierenden Bettler zu helfen.

Wie in Dornstetten nicht anders zu erwarten, hat auch die Kirche in der Geschichte mehrfach in Flammen gestanden. Als sie 1676 ausbrennt, ist die Hitzeentwicklung so stark, dass sogar die Glocken im Turm schmelzen. Die größte der heutigen vier Glocken stammt noch aus dieser Zeit. Was Sie heute sehen, ist die Kirche, wie sie nach dem Brand wieder aufgebaut wurde.

Das Turmuntergeschoss diente als Gerichtssaal der Stadt und höhere Gerichtbarkeit für das gesamte Amt Dornstetten. Die Martinskirche war als Mutterkirche auch das Ziel vieler umliegender Ortschaften. Die Bewohner und Bewohnerinnen nutzten stark frequentierte Kirchwege, die die einzelnen Orte der Kirchspiele miteinander verbanden. Wichtige kirchliche Zeremonien wie Tauf-, Ehe- oder Sterbesakramente konnten nur in Dornstetten erfolgen. Erst als zwei Kinder auf dem Weg zur Taufe erfroren, wurde das Kirchspiel Grüntal zur Betreuung der umliegenden Ortschaften begründet.

Besonders sehenswert ist der Chorraum, mit seinem spätgotischen Netzgewölbe. Schauen Sie nach oben - auf dem mittleren Schlussstein, sehen Sie St. Martin, wie er seinen Mantel teilt. Die Orgel, die sich ungewöhnlicherweise hinter dem Altar befindet, verfügt über 2000 Pfeifen und wurde so errichtet, dass der Blick zum Bildfenster, „dem auferstandenen Jesus“ von Rudolf Yelin 1905 erschaffen, frei bleibt. Ein besonderes Symbol des Wiederaufbaus nach dem Brand durch einen Blitzeinschlag ist der 1677 vom Vogt Johann David Frisch für die Taufe seines Sohnes gespendete Taufstein. Wie soll es anders sein, dieser Sohn studierte an der Universität Tübingen Theologie, und macht anschließend Karriere in der Kirche. Von ihm stammen die Psalmenerklärungen „die klingende Harfe Davids“, die hier unter dem Kruzifix ausliegen.

Gerne können Sie noch eine Weile dem Orgelspiel lauschen. Danach hören wir uns an der nächsten Station wieder.