Station 2: Alte Vogtei I Ehemaliges Kameralamt

Die „Alte Vogtei“ ist im Laufe der Jahre eindrucksvoller Zeuge vergangener Zeiten geworden.

Audioguide:

 

Audiobeschreibung:

Hitze, Rauch, überall Flammen, Menschen schreien, Balken krachen, die Stadt brennt. Nur die Alte Vogtei ist noch nicht von den Flammen erfasst. Wie durch ein Wunder ist sie das einzige Gebäude, das nach dem verheerenden Brand, der 1676 die ganze Stadt in Schutt und Asche legt, verschont bleibt.

Dornstetten wird im Laufe der Jahrhunderte von vielen Bränden heimgesucht, Gründe dafür sind die Holzbauweise, die eng beieinanderstehenden Gebäude, offene Feuerstellen und die Beleuchtung der Stadt mit Pechfackeln, während in den Behausungen offen brennender Kienspan für Licht sorgt. Um die Gefahr frühzeitig zu erkennen, stehen sogenannte „Windwächter“ in stürmischen Nächten im Kirchturm und achten auf mögliche Brandherde.

„Nun, das ist ihnen wohl nicht immer sonderlich gut gelungen. Welch ein Glück, dass wenigstens ich, beziehungsweise mein Haus, verschont geblieben ist. Aber ich bin nicht hier, um über die Arbeit anderer zu richten, sondern um die meine zu erklären. Ich bin einer von 44 Vögten, die im Laufe der Jahre das Amt des Vogtes in dieser Stadt bestreiten durften. Ich vertrete die Regierung mit all ihren Vorschriften, und sorge dabei stets für Recht und Ordnung. Nach meiner Zeit zogen hier der Oberamtmann und das Kameralamt, der Vorgänger des heutigen Finanzamts, ein. Die beiden Ämter gingen später jedoch an Freudenstadt über.

So nun muss ich aber den armen Menschen helfen und retten, was noch zu retten ist. Liebe Leute, gehabt Euch wohl.“

 

Später befindet sich in dem Gebäude die Eisenbahnverwaltung, und es dient der beliebten Künstlerin Eleonore Kötter als Wohnhaus und Galerie. Sie verstarb 2017. Es sind übrigens Ihre Bilder, die Sie auf den Schildern sehen können.

Sie selbst sagt in „Mein grünes Dornstetten – eine Erinnerung aus dem Jahre 2016“ - dazu:

"Damals konnte ich nicht ahnen, dass in der hohen alten Vogtei einmal mein Atelier sein würde, zum Arbeiten und zum Leben, mit Blick in die Nähe, Weite und Ferne. Die Fachwerkgrafik der kleinen Stadt, eingefärbt vom Aquarell der Naturlandschaft „taufte MEIN GRÜNES DORNSTETTEN.“

Was auch nicht unerwähnt bleiben soll: Dornstetten war sogar mal Universitätsstadt! 1482 flohen Professoren vor der Pest aus Tübingen und so war die Universität Tübingen hier für zwei Semester untergebracht.

Nach dem Brand beschloss der Besitzer allerdings, das einzige noch stehende Gebäude abzureißen, und ein Neues zu bauen. Schließlich wurde um ihn herum auch alles neu erbaut! Dabei entstand das Fachwerk, das 1936 dann wieder freigelegt wurde und zu dessen Besonderheiten Sie an der nächsten Station mehr erfahren.