Station 10: Jakobsbrunnen I Klöster

Der Platz rund um den Jakobsbrunnen war geprägt durch die hier ansässigen Klöster, einstige Stätten des Gebets und der Fürsorge.

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Audiobeschreibung:

Der Jakobs- oder Nonnenbrunnen besteht aus Sandstein und wurde - wie der Marktplatzbrunnen - von den Bildhauern Jakob und Christof Reich gefertigt. Die Brunnensäule zeigt vier Männergesichter und einen Löwen, der das württembergische Wappen hält. Auch er war einst sechs Meter tief und fungierte nicht nur als Viehtränke und zum Wasser holen, sondern war zugleich auch als Löschwasserreservoir bei den unzähligen Bränden unerlässlich.

„Zum Notgriff einer Brunst ist dieser Brunn gemacht, Gott aber nehm die Stadt in seine Wacht.“ So ist es auf dem Brunnen zu lesen.

Heutzutage ist er zur Hälfte aufgefüllt und auch hier tummeln sich zahlreiche Goldfische. Dornstetten hatte zwei Frauen-Klöster, die weiße Sammlung der Dominikanerinnen - gegründet 1255 - und ein viertel Jahrhundert später die graue Sammlung der Franziskanerinnen.

Das Gebäude links neben der Kirche ist das heutige Pfarrhaus, in dem sich früher das Kloster der Dominikanerinnen, und danach der Fruchtkasten befand.

Auf der anderen Seite der Kirche stand das Kloster der Franziskanerinnen. Bis zum Jahr 1400 hatten sie jeweils eigene Eingänge, um die Kirche zu betreten. Dann wurden die beiden Orden aufgrund der rückläufigen Mitgliederzahlen im Gebäude der grauen Sammlung zusammengelegt und - nach der Reformation - aufgelöst.

Im Haus schräg gegenüber der Kirche befand sich früher das Praezeptorat, die Lateinschule der Stadt. Der Abbruch des Gebäudes erfolgte 1965. Sie wurde von allen „Schlauen“ und vermutlich wohlhabenden Burschen der Stadt besucht und brachte immerhin drei Kanzler der Universität Tübingen hervor. Ein Präzeptor war im Mittelalter und in der frühen Neuzeit ein Lehrer, insbesondere ein Hauslehrer oder auch Klostervorsteher, der den Kirchengesang anleitete, noch bevor es die Orgel gab. Überliefert ist, dass der Herzog einen entlassenen Soldaten zum Präzeptor ernannt hatte, ein „völlig untaugliches Subjekt“. Erst nach Jahren wird man den Mann los und Isaak Kramer aus Ulm wird sein Nachfolger.

„Aber nun ist es ärger als je in der Schule. Der Mann pflegt das Singen nicht, sodass der Gesang in der Kirche so liederlich wird, dass man sich so recht von Herzen schämt, und am letzten Sonntag sei es geschehen, als man in der Kirche gesungen habe: „Allein zu dir, Herr Jesu Christ“, habe man weder anfangen noch enden können, sodass der Pfarrer aus der Sakristei habe herauskommen müssen mit großem Ärger und das Lied wieder in die Melodie bringen müssen.“

Die Kirche wollte von ihren Schäfchen jedoch nicht nur wohlklingenden, engelsgleichen Gesang, sondern auch weltliche Güter. So verlangte sie eine Kirchensteuer, den sogenannten „Zehnten“, über den Sie in der nächsten Station mehr erfahren. Rechts neben dem Fruchtkasten, dem imposanten Fachwerkhaus mit den roten Fenstertoren, erwartet Sie die nächste Station – das Heimatmuseum.